Das „Herbst-Highlight
2019“ im Weber-Museum war sicherlich die Eröffnung der Sonderausstellung „Tomi Ungerer: Satirische Graphik“. Dr. Helmut Brüggmann hat die Stimmung bei der Vernissage in dem folgenden
Bericht großartig wiedergegeben:
Tomi
Ungerer
Am
27. September war es soweit, zum zweiten Mal konnten Werke Tomi Ungerers im A.
Paul Weber Museum bestaunt werden. Bei der Planung der Ausstellung hatte der Künstler
sein persönliches Erscheinen zugesagt, das Leben machte leider einen Strich
durch diesen Plan, im Februar des Jahres verstarb er.Dies änderte jedoch nichts
am bestehenden Interesse des Publikums. Es waren bereits mehr Stühle als sonst
auch in den Nebenräumen aufgestellt und trotzdem wurde im Foyer des Museums
Reihe um Reihe dazu gebaut. Kurz vor dem Beginn des Vortrags stellte der
Referent eine Flasche Rotwein neben dem Rednerpult auf und goss auch gleich
etwas in ein Glas ein, um dann wieder zu entschwinden.
Um
20.00 Uhr begrüßte dann in gewohnter Weise Dr. Dorsch alle Gäste sowie Robert
Walter, Ungerers langjährigen Sekretär, und Udo Burk und Gattin, ehemals
Grafiker bei der Zeitschrift Stern und guten Kenner Ungerers, zur Vernissage
der Ausstellung „Tomi Ungerer – Graphiken und Skulpturen aus der Sammlung
Würth“
und stellte dann den Redner des Abends vor, Herrn Dr. Alvaro Rebolledo-Godoy,
einen engen und langjährigen Freund Ungerers, sowie Vorstandsmitglied der A.
Paul Weber-Gesellschaft. Dieser erklärte auch sogleich die Rotweinflasche, sie
sei eine Reminiszenz an den Künstler, der sich wiederholt geweigert hatte, als
Vortragender mit Wasser abgespeist zu werden, und einen Rotwein verlangte.
Mit
dieser Geste wolle er Ungerer zumindest symbolisch an dem Vortrag teilhaben
lassen. Dies gelang Dr. Rebolledo-Godoy in herausragender Weise. Mit unzähligen
Geschichten und Erlebnissen brachte er den Zuhörern die skurril mystische
Realität Ungerers nahe.
Er
beschrieb die Erlebniswelten des Künstlers im Elsass, in Kanada, in Irland und
dann wieder zum Elsass pendelnd. Die raue und mit Geistern wie der „Lady of the
Lake“ angereicherte Welt in Irland, die wohl auch inspirierend für den Künstler
war. Ein Mann, der zunächst mit Kinderbüchern Erfolg hatte, dann zunehmend auch
erotische Zeichnungen schuf, damit in den USA als Kinderbuchillustrator plötzlich
verpönt war. Ein Künstler, der im Alter verstärkt Collagen und Skulpturen
schuf, deren Material er unter anderem auch auf Schrottplätzen seiner Umgebung
fand. Die Schilderung, wie solch ein „Spaziergang“ aussehen konnte, aus Sicht
eines Freundes und dann zu hören und zu sehen, wie aus einem kaputten
Motorradreifen
eine
Schlange wird, dies mitzuerleben war ein einmaliger Zugang zur Person und zum Künstler
Tomi Ungerer. Mit Worten und Bildern führte der Referent sein Publikum in die
mystische neblige irische Umwelt und am Ende hätte man meinen können, den Geist
Ungerers zu spüren.
Dr.
Rebolledo-Godoy ist es hier gelungen, die Zuhörer auf eine persönliche Reise
durch das Leben des Künstlers, seine Eigenarten und seine Genialität
mitzunehmen.
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Dr. Alvaro Rebolledo-Godoy mit Paul Klös, 2009 nachts in Paris nach der
Vorstellung unseres Buches "Künstler, Tod und Königsklopfen" von Ungerer |